Ursula Karusseit

Jedermanns Mutter

Vor ihrer Schauspielkarriere besucht die Lehrerstochter eine Wirtschaftsschule, wo sie eine kaufmännische Ausbildung erhält. Danach arbeitet sie als Stenotypistin und Sachbearbeiterin, wirkt nebenbei in der Laienkabarettgruppe des Betriebes mit. 1960-62 absolviert Ursula Karusseit die Staatliche Schauspielschule Berlin-Schöneweide und gehört anschließend langjährig zum Ensemble der Volksbühne, ehe sie ab 1987 freischaffend tätig ist. Zwischenzeitlich sieht man sie auch an anderen Berliner Bühnen wie dem Maxim-Gorki-Theater oder dem Deutschen Theater.

Aufmerksamkeit bei Publikum und Kritikern erregt sie durch ihr natürliches, gegenwartsnahes Spiel und ihre Wandlungsfähigkeit, ihr „außergewöhnliches komödiantisches Talent“ und ihren „eigenwilligen Charme“ (Inge Nössig, 1973), mit Hilfe derer sie ihre vielfältigen Charakterrollen bemerkenswert meistert. Zu ihren Bühnenerfolgen zählen u.a. die Elsa im „Drachen“ (Deutsches Theater) und Shen Te in „Der gute Mensch von Sezuan“ (Volksbühne). Seit Mitte der 80er Jahre führen sie zahlreiche Gastengagements nach Westdeutschland, dort tritt sie z.B. als „Mutter Courage“ am Kölner Schauspiel auf. Außerdem ist sie als Regisseurin tätig.
Neben ihrer umfangreichen Theaterarbeit übernimmt Ursula Karusseit auch eine Vielzahl von Aufgaben vor der Kamera. Die ergreifende Darstellung der Gertrud Habersaat im Mehrteiler „Wege übers Land“ (TV, 1968) nach Helmut Sakowski bringt ihr große Popularität bei Zuschauern in der ganzen Republik ein und begründet ihre Bekanntheit über die Grenzen der DDR hinaus. Weiterhin kennt man sie aus DEFA-Produktionen wie dem antifaschistischen Filmepos über die Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen, „KLK an PTX – Die Rote Kapelle“ (1971), oder dem heiteren Märchen „Die vertauschte Königin“ (1984), in dem sie eine Doppelrolle spielt. Nach der Wende ist die Hobby-Gärtnerin und Tierfreundin vorwiegend beim Fernsehen beschäftigt, hat viele Gastauftritte in diversen TV-Serien. Als resolute Charlotte Gauss verkörpert sie seit 1998 eine der Hauptfiguren der beliebten Krankenhausserie „In aller Freundschaft“ an der Seite von Fred Delmare.

Daneben spricht Ursula Karusseit in Hörspielen, spielt Theater, gastiert mit dem Programm „Jazz, Lyrik, Prosa“ in Städten ganz Deutschlands, führt Regie und unterrichtet gelegentlich an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Zeitweilig ist sie mit dem Theaterregisseur Benno Besson verheiratet, in dessen Brecht-Inszenierungen sie mehrfach spielt. Der gemeinsame Sohn Pierre Besson (geb. 1967) arbeitet ebenfalls als Schauspieler.